Buchbeschreibung
Der Titel des Buches „Die Nachgeborenen“ bezieht sich auf das Gedicht von Bertolt Brecht, der darin das Verständnis für den Kampf und die Verzweiflung seiner Generation im Kampf gegen Faschismus, Diktatur und Barbarei anspricht. Das Wagnis gegen die Mordlust des Nationalsozialismus für Menschlichkeit und Gerechtigkeit sein Leben aufs Spiel zu setzen, ist umso größer, da diese Menschen in der Isolation inmitten von fanatisierten und brutalisierten Parteigängern und Mitläufern ihre aufrechte Haltung entwickeln und bewahren mussten. Die Bereitschaft zu dieser Haltung in dieser aussichtslosen Situation von Verrat, Wegschauen und unermesslicher Angst ist heute kaum mehr nachvollziehbar. So sind für uns heute dieser Mut und der unbeugsame Wille zu einer menschlichen Haltung in diesem schreckensgeprägten Terrorregime nicht mehr zugänglich. Die Nachgeborenen von diesen aufrechten Menschen sind durch das Furchtbare, das ihren Vorfahren geschehen ist, traumatisiert, was sich oft zuerst in Verdrängen, Schweigen, seelischem Leid, im weiteren dann in berechtigtem Stolz, in Bereitschaft zu sozialem Engagement und in der Verantwortung, die Botschaft ihrer Vorfahren fort zu führen, äußert.
Ich selbst bin ein Nachgeborener zumindest von Menschen mit einer bewahrten Haltung und habe dies von meiner Familie für weniger gefährliche Zeiten mitgegeben bekommen, so verstehe ich mich. Ich musste mein Leben nicht riskieren, aber mein offenes Auftreten gegen Ungerechtigkeit hat nicht immer die Freude meiner Mitmenschen und von Entscheidungsträgern, ob in Schule, Beruf oder im Bekanntenkreis erregt. Wir leben jetzt wieder plötzlich und unvermutet in gefährlichen Zeiten, obwohl die Aufmerksamen immer den Finger auf unsere unverheilten und schwärenden Wunden gelegt haben. Die Zeit der Friedensmärsche im Atomgleichgewicht des Kalten Krieges, die Auseinandersetzungen mit noch lebenden und unbelehrbaren Nationalsozialisten, Boredajkowitsch, Rajakowitsch, Verbelen und andere, die Studentenrevolte gegen die verkrustete österreichische Gesellschaft für mehr Demokratisierung und das Aufbrechen konservativer Lebensart, all das bestimmte die Kämpfe meiner Jugend. Meine Freunde waren Kinder von Eltern aus dem österreichischen Widerstandskampf oder von zurückgekehrten Emigranten oder auch aus dem sozialdemokratischen Milieu, Männer und Frauen, die dem nationalsozialistischen Regime innerlich ablehnend gegenüberstanden. Die Verbindung mit den Eltern zeichnete sich auch dadurch aus, dass wir selbst uns als Minderheit in einer andersdenkenden Gesellschaft erlebten.
Autorenbeschreibung
Manfred Pawlik, ein Chronist der österreichischen Seele, Psychotherapeut und Sozialwissenschaftler.
Er ist Autor zahlreicher Bücher und Gründer der kulturpolitischen Tätigkeiten im Rahmen der Akademie Sonnberg und der Galerie Sonnberg.
Publikationen im Verlag Berger:
* Wiederbelebung – Geschichten aus der Psychotherapie von Menschen mit besonderen Bedürfnissen (2014)
* Friedrich Fexer. Widerstand und Widerstandspädagogik (2014)
* Selbstbestimmung (2013)
* Widerstand im Weinviertel (2013)
* Johann Nebenführ (2012)
* Wilhelm Weixlbraun (2010)
Rezensionen
Die Nachgeborenen:
Bericht
->LinkBericht
->Link- Quelle: Wina - Das jüdische Stadtmagazin, Februar 2018
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Vorbemerkung
Die Anatomie der menschlichen Kreativität
Begegnungen, Persönlichkeiten
Begegnungen mit
Martin Cabana
Robert Schindel
Willy Authried
Serge Falck
Ruth Becher
Franz und Ernst Dubravka
Bettina Abrahamovicz
Johann Nebenführ
Adolf Müller
Irmgard Schweizer
Felix Cikanek
Johann Ranzenhofer
Rudolf Goldsteiner
Elfriede Tozzer
Trautmanndorff
Dr. Victoria Lunzer-Talos
Grafenwörth
Ernst Logar
Maria Stracke
Die slawische Verdrängung
Gerlinde Kowatsch
Peter Porsch
Elisabeth Pozzi Thanner
Fexer Friedrich
Irmgard Fürst
Ina Soellner
Begegnungen mit kreativen Menschen
Das Leben außerhalb der Realität
Die Botschaft der ermordeten Helden des Widerstands
Das Schweigen über die Niedertracht der Täter
Die akribische Spurensuche
Die Poesie des Widerstands
Von der transgenerationalen Übertragung
Mögliche politische Konsequenzen
Kunst als Reaktion
Das Lob der Menschlichkeit
Unfassliche Erinnerung
Denkmal der Erinnerung
Verantwortung übernehmen
Die Selbstverständlichkeit des Widerstands
Orte des Friedens
Die Heroen
Die Heimat
Kreatives Handeln
Kinder der Hoffnung
Eine Soziologie des Widerstands
Nachwort: Die Nachgeborenen
Bibliographie