Buchbeschreibung
Vorliegende Studie hat als Adressaten vor allem klassische Philologen, die sich schwerpunktmäßig mit dem neulateinischen Schrifttum auseinandersetzen, aber auch Archäologen, (Kunst)Historiker oder Kirchenhistoriker vor Augen.
Mit der Einleitung wird, beginnend bei spätantiken und mittelalterlichen Vorläufern (mit Textproben), auf das behandelte literarische Genre der Romtopographie hingeführt. Während im Mittelalter Rom als Anlaufstelle christlicher Pilger im Zentrum steht, ist es in der Renaissance dessen ursprüngliche Stellung als geistiges und politisches „Haupt der Welt“ (caput mundi), die es wieder zu erreichen gilt.
In großteils akribisch organisierten literarischen Großwerken „inszenieren“ Autoren wie Flavio Biondo (1392–1463), Andrea Fulvio (ca. 1470–1527), Giovanni Bartolomeo Marliano (1488–1566) oder Jean Jacques Boissard (1528–1602) Rom neu, indem sie dessen glänzende Vergangenheit mit der zunächst noch eher tristen Gegenwart verknüpfen. Erst im Laufe des 16. Jahrhunderts erhob sich Rom – nicht zuletzt durch die Initiative der Päpste – wieder zum kulturellen und intellektuellen Zentrum. Zahlreiche Museen und Kunstsammlungen wuchsen aus dem Boden – aber nicht nur zum Wohle der Stadt: besonders durch die rege Bautätigkeit der Kirchenfürsten wurden zahlreiche Altertümer unwiederbringlich zerstört.
Diesen Umstand wagten die neuzeitlichen Topographen meist nur in Ansätzen zu kritisieren, waren sie als Literaten doch vielfach finanziell vom päpstlichen Hof oder von kirchlichen Kreisen abhängig; ja es scheint, als hätten sie den einstmaligen Zustand Roms, den sie u.a. mit Hilfe antiker Textzeugnisse zu rekonstruieren versuchten, gleichsam zur "geistigen Konservierung" literarisch abgebildet.
All dies wird im Buch durch kommentierte Originialtexte (mit beigegebener deutscher Übersetzung) dokumentiert, die sich mit der Gründung Roms, dem antiken Stadtzentrum und dem Gebiet des Vatikans auseinandersetzen. Zeitlich zugehöriges Bildmaterial, das die Autoren mit großer Wahrscheinlichkeit beeinflusste, wechselseitig aber auch aus der Lektüre der Topographien heraus entstand, unterstützt das Gesagte.
In einem eigenen, abschließenden Teil der Studie wird die Wirkung der "Romidee" auf Salzburg untersucht: Insbesondere Fürsterzbischof Wolf Dietrich (1587-1612), selbst rombereist und äußerst belesen, trug maßgeblich dazu bei, dass das antike Iuvavum seit Ende des 17. Jahrhunderts auch "Rom des Nordens" genannt wurde – architektonisch neu inszeniert, aber aus der Vergangenheit schöpfend.